Meldungen und Berichte

150-mal „Luther-Luftpost“

Die Evangelische Kirchengemeinde Ketsch eröffnet das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ mit einem Familiengottesdienst am Sonntag, 30. Oktober 2016.

Hier stehe ich. Ich kann nicht anders. Gott helfe mir. Amen.“ Mit diesen Worten, die dem Reformator Martin Luther in den Mund gelegt werden, begrüßte Gemeindediakonin Carmen Foos die Gottesdienstbesucher. „Diese Worte machen deutlich, wie überzeugt der Reformator von seinem Glauben und seinem Gottesbild war“, erläuterte Foos. Sie freute sich darüber, dass Jung und Alt gemeinsam das Ereignis feiern, das Martin Luther vor 500 Jahren auslöste: die Reformation.

Nach dem Lied „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind“, betete die Festgemeinde gemeinsam Psalm 46. Den Psalm, den Martin Luther zu seinem bekannten Lied „Ein feste Burg ist unser Gott“ inspirierte. Im Anschluss daran befragten zwei Konfirmanden die Gemeinde: „Was wissen Sie über Martin Luther?“ Die Konfirmanden stellten dabei fest, dass die Gemeinde noch einiges über den Reformator lernen kann.

Da wurde es auf einmal laut in der Ketscher Johanneskirche. Ein Mönch mit einem hölzernen Kasten unter dem Arm lief den Mittelgang entlang: „Ablassbriefe! Leute, kauft Ablassbriefe! Der Gulden im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt!“ Rasch überzeugte der Mönch Johann Tetzel (gespielt von Gemeindediakonin Foos) einige Menschen davon, sich für drei Gulden einen Ablassbrief zu kaufen. Durch diese Briefe  könnten sie sich von ihren Sünden freikaufen. Nach ihrem Tod müssten sie dann keine Höllenqualen erleiden.
Als der Theologieprofessor Martin Luther (Pfarrer Christian Noeske) von diesem Vorgehen erfuhr, tobte er vor Wut. Er erklärte einem Studenten (Gabriel Noeske), dass Gott doch ein gnädiger Gott sei: „Er verzeiht uns unsere Fehler auch ohne Ablassbriefe!“ Der Student ermutigte daraufhin Luther, eine Erklärung zu verfassen, um den Menschen die Augen zu öffnen. „Das ist eine gute Idee!“, sagte Luther und machte sich sogleich ans Werk.

Nach dem Reformationslied „Ein feste Burg“ zeigte Pfarrer Noeske in seiner Kurzansprache auf, wie gnädig Gott ist. Dabei berief er sich auf das Gleichnis vom Verlorenen Sohn, das selbst Jesus heranzog, um Gottes Gnade und Güte zu verdeutlichen.

Errungenschaften der Reformation auf: So betete ein Konfirmand dafür, dass sich mehr Menschen trauen sollten, eine eigene Meinung zu haben und diese auch auszusprechen. Dann ließ er einen Luftballon mit dem Schild „eigene Meinung“ zur Kirchendecke steigen. Allmählich füllte sich das Kirchendach mit Begriffen wie „Gott vertrauen“, „Gnade“, „Glaube“ und „Lebensbedingungen verbessern“.
Durch dieses Fürbittgebet wurde das Motto des Gottesdienstes – die frohe Botschaft der Reformation zum Himmel steigen lassen – eindrücklich gemacht. Pfarrer Noeske griff dieses Element auf. Er lud die Gemeinde ein, in das Lied „Eine freudige Nachricht breitet sich aus“ einzustimmen. Denn schließlich habe sich die freudige Nachricht der reformatorischen Erkenntnisse  durch Mund-zu-Mund-Propaganda so rasch verbreitet.

Nach dem Segen traf sich die Gottesdienstgemeinde im Kirchhof. Es herrschte ein reges Treiben: Jung und Alt füllten Postkarten aus und knoteten diese an Luftballons. Auf den Postkarten – die  „Luther-Luftpost“ – standen verschiedene reformatorische Botschaften. Schließlich soll die „Luther-Luftpost“ die frohe Botschaft der Reformation in die Welt hinaustragen. Die Botschaften lautete z.B. „Glaube ist der Christen Reichtum“ oder „So wenig ihr der Sonne ihren Schein wehren könnt, soviel weniger könnt ihr die Gnade Gottes binden.

Wer wollte, konnte am Gewinnspiel teilnehmen: Die Finder eines Luftballons werden höflich gebeten, die Postkarte an die Kirchengemeinde zurückzuschicken. Derjenige, dessen Luftballon am weitesten geflogen ist, bekommt einen Preis.

Der Andrang im Kirchhof war groß. Es mussten sogar noch mehr Luftballons geholt werden. Doch dann hatte jeder einen Luftballon mit ausgefüllter Postkarte in der Hand. Unter Anleitung von Pfarrer Noeske zählte die versammelte Festgemeinde den Countdown. Gemeinsam wurden die 150 Luftballons in den Himmel steigen gelassen.Unter dem Applaus der Versammelten breitete sich die „Luther-Luftpost“ am Himmel aus und zog davon.

Die Evangelische Kirchengemeinde Ketsch hat so das Jubiläumsjahr „500 Jahre Reformation“ offiziell eröffnet!

Zahlreiche Vorträge, Angebote für Kinder sowie besondere Gottesdienste bietet die Evangelische Kirchengemeinde Ketsch im Jubiläumsjahr an. Die einzelnen Veranstaltungen und Termine können unter www.ekiketsch.de eingesehen werden. Ebenso hält Sie die Facebook-Seite der Gemeinde auf dem Laufenden.